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HIer werden nach und nach Einsatzberichte von mir veröffentlicht. Klickt dazu einfach auf die entsprechende Beschreibung.
Oberschenkelhalsfraktur
Person hinter verschlossener Tür
Geburt
Selbstmord
Notfallmeldung:
16.27 Uhr; Die Rettungsleitstelle alarmiert unseren RTW mit dem Meldebild:
"Oberschenkelbruch; Notarzteinsatz mit Sonderrechten."
Situation am Notfallort:
Wir erreichten nach etwa 4 Min. Fahrtzeit den Einsatzort. Die Haustür eines kleinen Reihenhauses wurde uns von einer jungen Frau geöffnet, die uns gleich ins Wohnzimmer zu ihrer Mutter bat.
Dort angekommen fanden wir eine etwa 75 jährige Frau auf dem Boden sitzend vor. Sie berichtete uns, sie sei gestürzt und auf ihr Gesäß gefallen. Jetzt habe sie jedoch so starke Schmerzen im linken Oberschenkel, dass sie nicht mehr aufstehen könne. Beim Betrachten des linken Beines fiel eine deutliche Fehlstellung mit Innenrotation auf.
Maßnahmen am Notfallort und im RTW:
Während der Rettungsassistent den Blutdruck und den Puls der Patientin ermittelte, versuchte ich mittels groben Bodycheck das Bein zu untersuchen, da die Schmerzangabe der Patientin sehr weitflächig ausfiel. Beim Betasten des medialen Anteils des Femur klagte die Frau über starke Schmerzen. Andere Frakturzeichen waren nicht erkennbar. Da sich das Bein in einer deutlichen Fehlstellung befand, entschlossen wir uns weiter die Motorik, Sensibilität und Durchblutung des Beines zu untersuchen. Die Zehen konnte die Patientin schmerzfrei bewegen, sowie sensibel wahrnehmen. Die Hautfarbe der Zehen war rosig, ein Puls an der A. dorsalis pedis war jedoch nicht tastbar. Der mittlerweile eingetroffene Notarzt ließ sich eine kurze Situationsbeschreibung geben und beschloss, als erstes der Patientin mittels I.V.-Zugang die Schmerzen zu nehmen.
Er bat uns einen I.V.-Zugang (G18), sowie eine Ampulle Fentanyl und eine 500 ml NaCl-Infusion vorzubereiten. Aus der Zugangsnadel ermittelten wir nach Anlage der Braunüle routinemäßig den BZ der Patientin, der bei 123 mg/dl lag. Der Notarzt verabreichte 0,5 µg Fentanyl, worauf sich die Schmerzen der Dame schon deutlich verbesserten. Zusätzlich legten wir der Frau eine Nasensonde, um ihr bei möglichem Abfall der SpO2-Sättigung Sauerstoff applizieren zu können. Der aktuelle SpO2-Wert lag bei 96%, der ermittelte RR war 160/90, Pulsfrequenz 98/Min. und rhythmisch. Nach erneuter Gabe von ca. 0,2 µg Fentanyl waren die Schmerzen nun so erträglich, dass wir die Lage der Patientin verändern könnten. Zunächst legten wir sie flach auf den Boden und der Notarzt versuchte, das Bein mittels Zug in eine „normale“ Lage zu bringen. Zusätzlich legten wir ein kleines Kissen unter das Kniegelenk um die Haltung des Fußes angenehmer zu machen. Nun holten wir die Schaufeltrage aus dem RTW und bereiteten die Trage inkl. Vakuummatratze vor. Wir lagerten die Dame behutsam auf die Schaufeltrage um und schnallten sie mit den Gurten fest. Anschließend trugen wir sie hinaus bis zur bereitstehenden Trage. Im RTW entfernten wir zunächst die Schaufeltrage und formten die Vakuummatratze an. Wir ermittelten noch einmal den RR, der bei 180/90 lag, hängten die Infusion im Rettungswagen auf und waren bereit zu Abfahrt in die Klinik.
Maßnahmen während des Transportes:
Da der Notarzt einen Folgeeinsatz erhielt, bat er uns die Frau alleine, ohne seine Begleitung ins Krankenhaus zu fahren. Da eine große Gewebeeinblutung im Frakturbereich nicht auszuschließen war, gab uns der Notarzt noch die Order, während der Fahrt eine weitere Infusion (500 ml NaCl) anzuhängen, falls die aktuelle Infusion komplett infundiert sei. Wir bejaten und fuhren los. Wir applizierten der Dame während der Fahrt 2 Liter O2, um die SpO2-Sättigung stabil bei 96% zu halten. Nach etwa 5 Min. Fahrzeit hängten wir, wie mit dem Arzt abgesprochen, eine 2. 500 ml NaCl-Infusion der Patientin an. Die weitere Fahrt verlief ohne Komplikationen. Die Frau war wach und ansprechbar, jedoch durch die Analgesie etwas verlangsamt und weiterhin relativ schmerzfrei. Nach etwa 10 Min. Fahrtzeit erreichten wir die Zielklinik.
Zustand des Patienten bei der Klinik-Übergabe:
Bei der Übergabe an die Chirurgin im Krankenhaus war die Patientin ansprechbar und orientiert. Die zuletzt ermittelten Vitalparameter lagen bei: RR 180/90, Puls: 92, SpO2-Sättigung: 96%
Wir berichteten der Ärztin das Vorgefallene und überreichten ihr das Notarztprotokoll.
Nun lagerten wir die Frau auf die Krankenhausliege um, verabschiedeten uns und verließen die Klinik.
Besonderheiten oder Probleme bei diesem Einsatz:
Da die starken Schmerzen der Patientin im Vordergrund standen, war es vor allem wichtig die Lage der Patientin zunächst so zu belassen, bis eine Analgesierung durch den Arzt erfolgt war. Erst dann war eine adäquate Umlagerung und Repositionierung des Beines möglich.
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Notfallmeldung:
19.34 Uhr; Die Rettungsleitstelle alarmiert unseren RTW mit dem Meldebild:
-> „Wohnungsöffnung“; Notarzteinsatz.
Situation am Notfallort:
Wir erreichten nach etwa 4 Min. Fahrtzeit den Einsatzort. Die Feuerwehr war bereits vor Ort und hatte soeben die Wohnung einer älteren Dame geöffnet. Ein Streifenwagen der Polizei war ebenfalls anwesend. Als wir die Wohnung betraten, sahen wir 2 Sanitäter der Feuerwehr, welche bereits erste Hilfe bei der ca. 80 jährigen Bewohnerin leisteten.Sie berichteten uns folgende Dinge:
Sie haben nach Öffnung der Wohnung die Dame, sitzend mit soporösem Bewusstseinszustand auf ihrem Sofa aufgefunden. Sie hatte die Augen geöffnet, mit einem deutlichen „Herdblick“ nach links oben. Auf Ansprache reagierte sie nicht! Weiter war zu erkennen, das die Patientin eingenässt hatte. Die 2 Feuerwehr-Sanitäter entschieden sich daraufhin, die Frau in die stabile Seitenlage auf den Boden zu legen.
Maßnahmen am Notfallort und im RTW:
Wir bedankten uns zunächst bei den 2 Sanitätern und versuchten erneut Kontakt mit der Patientin aufzunehmen. Sie reagierte jedoch nicht auf Ansprache sowie auf Schmerzreize. Wir legten sie in Rückenlagen und schlossen das EKG sowie den SpO2-Sensor an. Am EKG war ein tachykarder Sinusrhythmus von ca. 96/Min. zu erkennen. Die SpO2-Sättigung zeigte 89%.
Während der Rettungsassisten der Dame eine Nasensonde legte und sie an den Sauerstoff anschloss (6 l) ermittelte ich den RR. Er lag bei 200/90 Die SpO2-Sättigung änderte sich bei O2-Gabe auf 96% Wir warfen noch einmal einen Blick auf die Pupillen der Patientin. Sie waren mittelweit, reagierten träge auf Licht, li. > re.! und es bestand weiterhin einen deutlicher „Herdblick“ nach links Oben. Da der Notarzt noch nicht da war, entschied sich der Rettungsassistent, schon einmal einen Zugang am li. Handrücken zu legen. Aus der Injektionsnadel ermittelten wir den BZ-wert, der bei 164mg/dl lag. Nun traf der Notarzt ein. Wir berichteten ihm von der aktuellen Sachlage sowie den bereits durchgeführten Maßnahmen. Er bat uns, zunächst Blut abzunehmen und anschließend eine 500 ml NaCl-Infusion anzuhängen. Wir ermittelten noch einmal den Blutdruck, der nun bei 180/90 lag. Der Notarzt entschied sich wegen des zerebralen Geschehens, den RR nicht medikamentös zu senken. Da alle anderen Vitalparameter momentan akzeptable Werte zeigten, enschlossen wir uns nach dem „load and go-Prinzip“ einen schnellen Transport für die Patientin zu ermöglichen. Wir legten die Dame auf die Schaufeltrage, gurteten sie fest und trugen sie zu dritt, mit allen weiterhin angeschlossenen medizinischen Geräten und Sauerstoff, hinunter zur bereitgestellten Trage. Dann fuhren wir weiter in den RTW. Im Fahrzeug ermittelten wir noch einmal den RR, der stabil bei 180/90 lag. Herzfrequenz 102, SpO2-Sättigung 96%.
Der Arzt entschied sich wegen der guten SpO2-Sättigung die Patientin nicht zu Intubieren, sondern sie zu begleiten und ohne weitere Maßnahmen, gleich mit Sonderrechten, in Richtung Klinikum aufzubrechen.
Maßnahmen während des Transportes:
Wir führten den Transport der Patientin mit Sonderrechten durch. Bei Fahrtbeginn baten wir per Funk die Rettungsleitstelle die Klinik vorzuverständigen. Während der gesamten Fahrt blieben alle Vitalparameter stabil. Auf Wunsch des Notarztes ermittelten wir etwa alle 5 Min. palpatorisch den RR, der weiterhin bei 180 systolisch lag. Nach etwa 12 Min. erreichten wir die Klinik.
Zustand des Patienten bei der Klinik-Übergabe:
Bei Übergabe der Patientin an das Klinikteam, war die Patientin weiterhin nicht ansprechbar, Augenbewegungen jedoch zu erkennen. Der „Herdblick“ nach links Oben bestand weiterhin.
Die Vitalparameter lagen bei: RR 180/90 Puls 92 SpO2-Sättigung 97%. Da das CT gerade frei war, fuhren wir direkt dort hin und lagerten die Patientin gleich auf die CT-Liege. Anschließend verabschiedeten wir uns und verließen den Raum.
Besonderheiten oder Probleme bei diesem Einsatz:
Da schnell der Verdacht einer Hirnblutung nahe lag, bemühten wir uns, einen möglichst schnellen Transport für die Patientin zu ermöglichen, um eine Verschlechterung der Gesundheitssituation zu vermeiden! Selbst von einer Intubation sah der Notarzt ab, da die Vitalparameter immer stabile Werte zeigten
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Notfallmeldung:
16.35 Uhr; Die Rettungsleitstelle alarmiert unseren RTW mit dem Meldebild:
-> "Entbindung; -Wehen alle 3 Min.-; Notfalleinsatz mit Sonderrechten."
Situation am Notfallort:
Wir trafen etwa 5 Min. nach der Alarmierung am Haus der Patientin ein. Ein älterer Herr stand winkend auf der Straße und wies uns den Weg ins Haus. Dort empfing uns die Mutter der Patientin, welche uns zum Bad führte. Dort angelangt, klopften wir an und fragten, ob wir reinkommen dürften und ob alles o.k. sei. Die schwangere Frau bat uns herein und erzählte, dass sie bereits ihr 2. Kind erwarte und vor etwa 20 Min. das Platzen der Fruchtblase bemerkt hätte. Daraufhin sei sie auf die Toilette geeilt, wo sie seitdem saß. Nun habe sie jedoch schon so starke Wehen, dass sie es kaum mehr aushalte.
Maßnahmen am Notfallort und im RTW:
Da wir merkten, dass die werdende Mutter bereits versuchte zu pressen, setzen wir sie direkt vor das WC und polsterten den Toilettenrand mit Handtüchern ab, um ein entspannteres Sitzen und das Anlehnen für die Frau zu ermöglichen. Der Geburtskanal war bereits geöffnet und der kindliche Kopf schon zu sehen. Ich versuchte beruhigend auf die werdende Mama einzuwirken und sie während der Presswehen zu unterstützen. Da ich erkannte, dass die Geburt wohl sehr sehr schnell vonstatten gehen würde, legte ich mir 2-3 Handtücher zurecht, die neben mir, greifbar nahe, im Schrank lagen. Mit einem der Handtücher übte ich einen leichten Gegendruck auf den Kopf des Kindes aus, um ein zu schnelles Austreiben und somit Verletzungen der Scheide zu verhindern. Dann ging alles sehr schnell...
Bereits nach der 2. Presswehe rutschte das Kind vollständig aus dem Geburtskanal und mir wohlbehütet in die Hände. Ich legte es vorsichtig auf ein anderes bereitgelegtes Handtuch und kontrollierte zuerst die Atmung, die spontan einsetzte. Ich trocknete es vorsichtig etwas ab und entfernte letzte Blut- und Schleimreste im Gesicht. Da der Notarzt noch nicht da war, versuchte ich einen ersten APGAR zu erstellen. Ich kontrollierte alle wichtigen Parameter (Aussehen, Puls, Grundtonus, Atmung, Reflexe) und konnte keine Beeinträchtigungen feststellen. Zusätzlich merkte ich mir den genauen Zeitpunkt der Geburt. Ich wickelte den Neugeborenen in 2 weitere Handtücher, um ein Auskühlen zu verhindern und nahm anschließend die zwei Nabelklemmen aus dem Kinderkoffer. Ich setzte sie mittig an der Nabelschnur zwischen Mutter und Kind an (mit ca. 5 cm Abstand). Da mich die Mutter fragte, ob sie selbst die Nabelschnur durchschneiden dürfe, reichte ich ihr die sterile Schere an und zeigte ihr, wo sie schneiden dürfe. Anschließend legte ich der Frau ihr Neugeborenes Baby auf den Bauch und beglückwünschte sie noch einmal zu ihrem neuen Familienmitglied. Nun traf der Notarzt ein. Ich berichtete ihm ausführlich das bereits Geschehene und bat den Arzt, noch einmal einen Blick auf Mutter und Kind zu werfen. Auch er konnte keine beunruhigenden Dinge feststellen und gratulierte der frischgebackenen Mutter zu ihrem 2. völlig gesunden Kind.
Da die Mutter nun keinerlei Wehen mehr hatte und die Placenta sich noch nicht gelöst hatte, entschied der Notarzt trotzdem, einen zügigen Transport in die Klinik durchzuführen, sowie das Kind mittels Baby-NAW in die Klinik zu befördern, um das Kind sowohl von einer Hebamme als auch vom Kinderarzt noch einmal richtig untersuchen zu lassen. Die Mutter stimmte dem zu.
Da mein Kollege bereits die Trage direkt vor das Haus gestellt hatte, waren mit der Frau nur wenige Schritte nötig, um sie in unseren RTW zu bringen. Dort angelangt warteten wir noch einen kurzen Moment auf den heraneilenden Vater und fuhren dann schonend in die Klinik.
Maßnahmen während des Transportes:
Im RTW schloss ich zur besseren Überwachung das EKG, sowie den SpO2-Sensor an der Frau an und ermittelte den Blutdruck.
Alle Werte lagen im Normalbereich.
(RR 120/70, Puls, 72, SpO2-Sättigung 97%)
Die Fahrt in die Klinik dauerte etwa 15 Min.
Während der gesamten Fahrtzeit ergaben sich keinerlei Probleme. Ich kontrollierte lediglich zweimal die Nabelschnur, um mögliche Blutungen schnell zu bemerken und warf immer wieder einen Blick auf das EKG. Wehen traten ebenfalls nicht ein.
Kurz vor dem Eintreffen in der Klinik schilderte sie jedoch ein wieder leicht beginnendes „Ziehen“ im Unterleib.
Die neue Mutter war sichtlich erleichtert und scherzte während der Fahrt mit mir, dass sie so froh sei, so schnell, schmerzfrei und unkompliziert entbunden zu haben. Dabei schmunzelten wir etwas über den doch etwas zu raschen Geburtsverlauf, sowie den „notfallmäßigen“ Entbindungsort.
Zustand des Patienten bei der Klinik-Übergabe:
Im Kreissaal angelangt, lagerten wir die Frau schonend auf eine andere Liege um und schilderten der anwesenden Hebamme sowie dem Gynäkologen die Sachlage.
Alle Vitalparameter lagen weiterhin im Normbereich, so dass wir uns von der Mutter verabschiedeten, sie sich noch einmal ganz herzlich bei uns bedankte und wir den Raum verließen.
Besonderheiten oder Probleme bei diesem Einsatz:
Da wir eigentlich mit einem „normalen Krankentransport“ einer Schwangeren in die Klinik gerechnet hatten, kam der schnelle Geburtsbeginn doch etwas überraschend!
Zumal es meine erste Geburt im Rettungsdienst war und ich dementsprechend aufgeregt war.
Als wir uns alle mit der Situation abgefunden hatten verlief jedoch alles locker und reibungslos, so dass am Ende alle zufrieden waren.
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19.48 Uhr; Die Rettungsleitstelle alarmiert unseren RTW mit dem Meldebild:
-> "Suizidversuch; Notfalleinsatz; Polizei ist mit alarmiert."
Situation am Notfallort:
Nach etwa 12 Min. Fahrtzeit erreichten wir die Wohnung der Betroffenen. Ein Polizeistreifenwagen war bereits vor Ort. Wir betraten die im 3. Obergeschoss offen stehende Wohnung, in der wir eine völlig aufgelöste und weinende ca. 17 jährige Frau vorfanden, welche auf ihrem Bett zusammengekauert saß. Sie drückte auf ihren linken Unterarm zwei Taschentücher und schluchzte fortwährend die Worte: „hätt ich es nur richtig getan“, „ich halte diese innere Traurigkeit nicht länger aus“!
Die zwei anwesenden Polizisten berichteten uns, dass wohl die junge Dame selbst den Rettungsdienst angerufen habe, da sie nicht mehr weiter wusste.
Mittlerweile war auch die Mutter der jungen Frau anwesend, die ebenfalls dort wohnte. Sie verhielt sich jedoch massiv distanziert und berichtete, dass sie bereits seit mehreren Jahren wegen massiven Streitigkeiten nur noch sehr kühlen Kontakt zu ihrer Tochter habe und seit etwa einem Jahr auch kaum mehr mit ihr rede.
Maßnahmen am Notfallort und im RTW:
Wir versuchten als erstes ein ruhiges Gespräch mit der jungen Frau anzufangen, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Während des Gespräches fragten wir sie, ob sie uns den Grund ihrer beschriebenen Traurigkeit nennen könne. Sie sagte, dass sie diesen depressiven Gemütszustand schon einige Monate habe, welcher sich jedoch seit heute so massiv verschlimmert habe, dass sie es einfach nicht mehr ausgehalten habe. Den Grund dafür kenne sie jedoch nicht. Ich fragte sie, ob ich ihre Wunde am Arm ansehen dürfe, um sie etwas professioneller zu verbinden. Sie stimmte zu. Es waren ca. 6-8 leichte, oberflächliche Schnitt- und Ritzwunden zu sehen, welche kaum bluteten. Alle etwa 3-5 cm lang. Ich deckte diese mit zwei sterilen Kompressen (10x10) ab und fixierte sie nur leicht mit einem Pflaster. Die Frage, ob sie Schmerzen habe verneinte sie. Die Durchblutung der Hand, sowie die Motorik und Sensibilität waren uneingeschränkt.
Da die Patientin immer noch weinte und weiterhin laut zu sich sagte „warum habe ich es denn nicht richtig getan?“ beschlossen wir, die Frau auf jeden Fall mit in die Klinik zu nehmen, bei Widerstand notfalls mit Polizeigewalt, da eine akute Selbstgefährdung nicht auszuschließen war.
Auf die Frage, ob sie uns ins Krankenhaus begleiten würde, denn nur dort könne ihr möglicherweise geholfen werden, stimmte sie ohne große Überlegungen zu und fragte uns, was sie denn mitnehmen müsse. Wir baten ihre Mutter, einige Dinge für sie zusammen zu packen und gingen mit der jungen Frau in den RTW. Da sie uns noch einmal versprach ohne Widerstand mit ins Krankenhaus zu fahren, entschieden wir, nach Absprache mit der Polizei, den Transport ohne Polizeibegleitung durchzuführen.
Da ihr körperlich nichts weiter fehlte, entschlossen wir, keinerlei Vitalparameter zu erheben, sondern setzten mehr Priorität in einen zügigen Transport in die Klinik.
Maßnahmen während des Transportes:
Während der gesamten Fahrt verhielt sich die junge Frau stehts ruhig. Sie hörte kurz nach Verlassen der Wohnung auf zu weinen und kauerte sich etwas ängstlich, mit ihrem Teddy im Arm, in unseren Sitzstuhl im RTW.
Da die Wunde am Unterarm zuerst chirurgisch versorgt werden musste, fuhren wir zunächst in eine geeignete chirurgische Klinik. Dort wurde ambulant die Wunde desinfiziert und neu verbunden. Ebenso erfolgte eine Tetanus Schutzimpfung.
Anschließend fuhren wir mit der Patientin weiter in eine psychiatrische Abteilung.
Zustand des Patienten bei der Klinik-Übergabe:
Die Übergabe in der psychiatrischen Aufnahme erfolgte an das Stationspflegepersonal. Die junge Frau verhielt sich ruhig und deutlich verängstigt. Dies bemerkte auch eine der Schwestern, die die Patientin gleich an die Hand nahm und mit ihr in einem Zimmer verschwand. Wir schilderten kurz die vorgefallene Situation, verabschiedeten uns und verließen die Klinik.
Besonderheiten oder Probleme bei diesem Einsatz:
Wichtig bei dieser Art von Einsätzen ist, mittels Kommunikation zu versuchen den Patienten zu erreichen, so dass dieser das Gefühl verspürt verstanden zu werden. Hierzu ist einiges an Einfühlungsvermögen nötig.
Da man einem suizidgefährdeten Menschen möglicherweise nicht hundertprozentig trauen kann, bezüglich seinen Äußerungen oder seinem Verhalten, sollte stets von einer gewissen Selbst- und Allgemeingefährdung ausgegangen werden!
Bei der hier beschriebenen Patientin gelang es sehr gut, eine adäquate Komunikation herzustellen.
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